Schafkopf-Geschichte


Ein bayrisches Traditionsspiel mit langer Geschichte

Wer Spaß am Schafkopf-Spiel findet, wird früher oder später in geneigter Runde darüber ins Philosophieren kommen, seit wann es dieses Kartenspiel eigentlich gibt. Doch hier müssen die Historiker leider passen: Genau sagen lässt sich das nämlich nicht!

Das Kartenspiel ist nun einmal ein geselliges Vergnügen, dass zwar vielen Menschen die Zeit versüßt, aber nur wenige Spuren in offiziellen Dokumenten und Akten hinterlässt. Daher kann man davon ausgehen, dass das Schafkopf-Spiel schon recht lange in Wirtshäusern und Wohnstuben gleichermaßen zuhause war, bevor es einen solchen Bekanntheitsgrad erreichte, dass es Eingang in die schriftliche Überlieferung fand.


Von der ersten namentlichen Erwähnung zum einheitlichen Regelwerk

Beim Schafkopf finden sich die ersten urkundlichen Nachweise gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts:

Schafkopf - erste Erwähnungen

Wie so häufig ist es auch hier ein Gesetzestext, genauer gesagt ein Bußgeldkatalog aus dem Jahr 1782, der festlegt, dass das Schafkopf-Spiel nicht als Glücksspiel gilt. Auch das ab 1827 erscheinende Bayerische Wörterbuch des Sprachforschers Johann Schmeller erwähnt das Schafkopf-Spiel.
Das erste gedruckte und bis zum heutigen Tag erhaltene Schafkopf-Regelwerk stammt aus dem Jahr 1895, erschienen im Kleinverlag Obsis in Amberg.

Apropos Regelwerk: Schafkopf ist ein Traditionsspiel, das in Bayern und Franken nach regional stark variierenden Regeln gespielt wird.
Fast das gesamte 20. Jahrhundert über konnte man sich auf kein allgemein verbindliches Schafkopf-Regelwerk einigen – bzw. hatte kein Bedürfnis, dies zu tun. Dies änderte sich erst am 17. Dezember 1989 beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress, der – wo auch sonst! – im Münchner Hofbräuhaus stattfand.

Schafkopf - Regelwerk

Aktuell nutzen die meisten Turnierveranstalter die überarbeitete Regelfassung des im Jahr 2004 gegründeten Vereins Schafkopfschule e. V. als Grundlage für ihre Turnierregeln – das gilt übrigens auch für das Grundspiel hier im Schafkopf Palast!


Vereine, Ligasystem & Weltmeisterschaft

Schafkopf-Gemeinschaft

Obwohl das Schafkopf-Spielen im Vergleich zu anderen, deutlich stärker organisierten Kartenspielen wie bspw. Skat eher als Freizeitbeschäftigung auf lokaler Ebene betrieben wird, gibt es natürlich auch aktive Vereine mit engagierten Mitgliedern. Sie verbringen ihre Zeit nicht nur mit dem Kartenspiel selbst, sondern bemühen sich auch, ihrem geliebten Traditionsspiel zu noch mehr Bekanntheit zu verhelfen und auch überregionale Spielrunden zusammenzubringen.

Zu nennen ist hier vor allem der Schafkopf-Club Bayern e. V.:  Dieser hat eine verbindliche Turnierordnung aufgestellt und organisiert das vereinsmäßige Schafkopf-Spiel im Ligabetrieb. Teilnehmen können Vereine mit jeweils vier Spielern – sowohl in der Bayernliga wie auch in der Landesliga.

Daneben kann man natürlich auch als Einzelkämpfer antreten und an einem Schafkopf-Turnier teilnehmen. Da gibt es die bayrische Meisterschaft auf regionaler Ebene, die deutsche Meisterschaft auf nationaler Ebene und die Weltmeisterschaft für international anreisende Schafkopf-Freunde aller Länder und Kontinente.

Des Weiteren ist auch der Deutsche Schafkopfverein e. V. sehr aktiv, der auf seiner Website die Termine für lokale Schafkopfrennen sammelt.


Die Vorläufer und Verwandten des Schafkopf-Spiels

Doch nun zurück zu den Anfängen des Schafkopf-Spiels bzw. dem geschichtlichen Dunkel, in dem sie liegen. Kartenspiele sind in Europa seit dem 15. Jahrhundert historisch zu belegen, waren zunächst jedoch ein Privileg des Adels. Zum Volksvergnügen wurden Kartenspiele erst im 16. Jahrhundert: Zahlreiche Quellen verweisen auf die Beliebtheit der Karten bei Soldaten, insbesondere bei den Landsknechten im Dreißigjährigen Krieg.

Ein recht sicherer Kandidat für die Ahnenreihe des Schafkopf-Spiels dürfte das Karnöffel-Spiel sein, das bereits im 15. Jahrhundert in Nördlingen urkundliche Erwähnung fand. Auffällig ist hier vor allem die ähnliche und für damalige Zeiten recht revolutionäre Verteilung der Trümpfe: Hier konnte nämlich der Landsknecht – der Karnöffel, der dem heutigen Unter entspricht – die traditionell übergeordneten Autoritäten von König, Kaiser oder Papst stechen!

Landkarte Deutschland: Nördlingen

Aber auch andere Spiele, die an den europäischen Höfen im 16. und 17. Jahrhundert verbreitet waren, kennen die Spielprinzipien von Ansage und Reizen sowie die Unterscheidung von ständigen und variablen Trümpfen.

Schafkopf-Stammbaum

Dazu gehören u. a. das spanische L’Hombre, die Quadrille sowie das Deutsche Solo. Zur Schafkopf-Familie gehören außerdem nicht nur die weniger bekannten deutschen und wendischen Schafkopf-Varianten, sondern auch das vor allem in den USA gespielte Sheepshead ist nicht nur ähnlich benannt, sondern auch vom Spielablauf sehr ähnlich. Auch Skat und Doppelkopf beruhen auf ähnlichen Spielprinzipien und haben sich möglicherweise sogar aus dem Schafkopf-Spiel entwickelt.


Vom Bauernspiel zum bewusst gepflegten Kulturgut

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Schafkopf kein besonders hohes Renommee – es war vor allem im ländlichen Raum verbreitet und galt als Bauernspiel, während die aufstrebende junge Elite in den Universitätsstädten andere Kartenspiele bevorzugte. Dennoch hat sich die Spieltradition in Bayern und Franken über Jahrhunderte bis in die heutige Zeit gehalten.

Die Wiederentdeckung und aktive Wiederbelebung des alten Traditionsspiels im 21. Jahrhundert erhob das Schafkopf-Spiel zum bewahrenswerten Kulturgut. Und ob man das nun befürwortet oder nicht, eines ist unbestreitbar: Der Spielspaß beim Schafkopf ist heute noch genauso groß wie vor 100 oder 200 Jahren!


Warum heißt es eigentlich Schafkopf?

Eine weitere Frage, die sich früher oder später jeder Schafkopf-Freund einmal stellen wird ist die, warum es eigentlich Schafkopf heißt? Auch hier kann die Forschung keine eindeutige Antwort geben. Insofern dürft ihr euch aus den drei bekanntesten Theorien, die wir im Folgenden kurz vorstellen möchten, eure Lieblingsvariante aussuchen und bei entsprechenden Diskussionen zur alleingültigen Wahrheit erklären.


Die erste Theorie besagt, dass der Name des Spiels sich auf die charakteristische Notation der Gewinnpunkte bezieht: Angeblich wurde früher jedes beendete Spiel mit einem Kreidestrich vermerkt, wobei die Striche – ähnlich wie beim Wörterraten mit dem Galgenmännchen – sukzessive zu einem stilisierten Schafskopf ergänzt wurden. Nach neun Strichen (in manchen Quellen werden auch zwölf Striche genannt) war der Schafkopf fertig und der Sieger des Abends konnte bestimmt werden.

Schafkopf aus Kreide


Fass als Namensgeber für Schaffkopf

Die zweite Theorie führt den der Namen des Spiels auf die Spieltische zurück, die früher in Verwendung waren – nämlich Fässer. Dass Wirtshäuser in früheren Zeiten aufrecht stehende Fässer als Tische nutzen, ist auf zahlreichen historischen Gemälden belegt. Das Fass wurde als Schaff bezeichnet, der Deckel, der als Tischplatte diente, war der Kopf – so kam man also zum Schaffkopf. Populär wurde diese Theorie vor allem durch den Autoren Wolfgang Peschel, der sie in den 1990er Jahren vertrat.


Auch die dritte Theorie beruht auf der Schreibweise mit Doppel-f: Sie besagt, der Schaffkopf heiße so, um zu demonstrieren, dass man beim Kartenspielen sehr wohl mit dem Kopf schaffe. Mit dieser Bezeichnung habe man dem damals verbreiteten Vorurteil entgegenwirken wollen, das Kartenspieler dumm wären und sinnlos die Zeit vergeudeten. Ob diese sprachliche Herleitung nun stimmt oder nicht, sind beim Schafkopf strategisches Denken und sorgfältiges mitzählen gefragt.

Symbolbild: mit dem Kopf schaffen

Sprich: Schafkopf-Spielen trainiert das Köpfchen! Kommt gern auf ein paar Runden zum Trainieren in den Schafkopf Palast oder werft vorher noch einen Blick in unsere Schafkopf-Schule.